Erinnerungen

…und am nächsten Morgen konntest du nicht mehr zu deiner Familie, Freunden

 und Nachbarn gehen.

Ein Zaun ist über Nacht entstanden, Fenster und Türen wurden zugemauert.

Eine Katastrophe!

Berlin ist in zwei „Hälften“ geteilt. Ost und West.

Das Buch „Lebenssekunden“ von Katharina Fuchs bringt mir diese Tatsache wieder deutlich vor Augen. In dem Buch geht es um zwei Frauen die ihre Geschichten erzählen.

Eine im „Westen“ und wie sich ihr Lebensweg zu einer der ersten erfolgreichen Fotografinnen entwickelt.

Eine im „Osten“, Leistungsturnerin mit hohem Druck, einer Liebe im Westen und deutlichen „Grenzen“ in ihrem täglichen Leben.

Ich selbst habe keinen wirklichen Bezug zu dieser Zeit. Mit 19 Jahren erlebte ich die Wiedervereinigung aus der „Ferne“ und wenn ich ehrlich bin, war ich mehr mit mir selbst beschäftigt. Frisch weggezogen von Zuhause, neue Menschen und ein neuer Job. Was hatte das mit mir zu tun?

Ich kannte niemand aus dem „Osten“.

Seit einigen Jahren lese ich viel über diese Zeit und die Schicksale.

Es bewegt mich und begleitet mich in meinen Gedanken.

Letzte Woche besuchte ich ein befreundetes Ehepaar. Sie lebten damals in Berlin und plötzlich nur noch auf der „Ostseite“.

Ich nahm mir Zeit an diesen Abend, hörte zu und fragte nach. Ich nutzte die Gelegenheit. Die beiden waren damals, beim Bau der Mauer, 15 und 20 Jahre.

Die Angst, jetzt im Osten gefangen zu sein, konnte ich raushören. Nicht bei Beiden gleich stark.

Menschen sind manipulierbar und das Ziel war „Linientreue“ , so wollte man es anerziehen, aber nicht jeder war dazu bereit.

Die Beiden merkten sehr deutlich, von Anfang an und über die Jahre, dass das nicht ihr Weg war! Sie waren nicht in der Partei und versuchten, so gut es ging, sich politisch rauszuhalten.

Er war im kommunalen Bereich erfolgreich tätig und sie eine engagierte Friseurin mit vielen fachlichen Auszeichnungen, einer Anstellung in einem großen öffentlichen Haus, Kontakte zu bekannten Persönlichkeiten.

Das hatte seinen Preis „sich raus zu halten“ und machte sich durch stundenlange Verhöre und eine deutliche Angst, „abgeholt“ zu werden in den letzten Jahren vor der Wiedervereinigung bemerkbar.

Manchmal riss die „Hutschnur“ und nach stundenlangem Versuchen bestimmte Sachen zu kaufen/organisieren, kam, durchaus laut und öffentlich, eine Aussage über diesen „beschissenen Staat“ aus ihrem Mund.

Leute drehten sich um und plötzlich ware sie eingekesselt. Andere Menschen halfen und es war eine Menge Glück im Spiel, „heil“ wieder raus zu kommen.

„Wir müssen aufpassen. Du darfst nicht sagen was du denkst. Wem kannst du noch trauen, “ waren Sätze, die sie ständig begleiteten.

Die Corona Zeit brachte Erinnerungen hoch. Es war anders, aber es schlichen sich Parallelen ein, die an die „alte“ Zeit erinnerten.

Für mich war es ein eindrucksvoller Abend, viele Bilder die in meinem Kopf entstanden, Ängste die zu spüren waren und „Spuren“ die ein Leben lang bleiben werden.

Ich bin dankbar für die Zeit und die Offenheit, die mir die Beiden geschenkt haben. Es ist schwer darüber zu sprechen und selbst bei jedem Wort wieder „dort“ zu sein.

Was hat das mit dem #encoragingtraining zu tun, fragst du dich?

Viel. Angefangen mit der ermutigenden Qualität sich Zeit nehmen und zuhören.

Prävention. Unsere Vergangenheit beeinflusst unser Jetzt und unsere Zukunft.

Fehler nicht zu wiederholen. Mutig für sich einzustehen. Sich zu reflektieren im Umgang mit anderen Menschen. Lernen zu verzeihen.

Es sind alles Themen die unser Leben beeinflussen. 

Mehr zum Training kannst du immer am ersten Mittwoch oder Freitag im Monat erfahren. Schau mal HIER.

Eine ermutigende Zeit wünscht dir 

Susanne 🍀